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lukas derow
glas - licht - raum
1997
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klostermauer im licht, 1997, 185 x 334 x 25 cm |
lukas derow
glas - für den künstler ein faszinierendes
material der unbegrenzten möglichkeiten, und deswegen
ist es so schwer, kunst daraus zu machen. es ist hart,
glatt, zerbrechlich, abweisend, glas muss hohen temperaturen
ausgesetzt werden, wenn man es verändern will.
aber zugleich wirkt es immateriell auf grund seiner
hohen lichtdurchlässigkeit und kann in den verschiedensten
stufen der transparenz eingesetzt werden. es ermöglichte,
historisch gesehen, den hellen gotischen raum und forderte
noch die konstruktivistischen bildhauer zu beginn unseres
jahrhunderts ebenso heraus wie künstler der op
art und der kinetik. ein bemerkenswerter künstler
der jüngeren generation ist lukas derow (s. vita),
der in national und international beachteten ausstellungen
seine innovativen fähigkeiten im künstlerischen
umgang mit dem werkstoff glas bewiesen hat. lukas derow
bearbeitet dabei das glas nicht selber, sondern setzt
gefundene oder handelsübliche flachgläser
ein in verbindung mit anderen werkstoffen, die sich
leichter bearbeiten lassen, z. b. holz und metall.
dabei tritt die besondere materialität des glases
gesteigert hervor. lukas derows plastiken sind assemblagen,
materialzusammenstellungen, in denen das flachglas
klar, farbig oder in abstufungen der opakheit zum zentrum
wird. licht verstärkt die wirkung und ermöglicht
tiefe einblicke in die struktur, und gleichzeitig entsteht
ein leuchten im raum. die plastik wird zum bestandteil
der architektur, ja zu architektur selbst, zu einer
bühne, die der betrachter mit seinen vorstellungen
bevölkern muss. farbe und material der elemente,
die das glas oder die gläser tragen, haben eine
zusätzliche bedeutung, ebenso wie die mittelbare
und unmittelbare umgebung des münsters. in seinen
assoziationen geht der künstler auch auf seine
erfahrungen der ostasiatischen kunst- und kulturgeschichte
ein.
besonders schön wird das sichtbar an der wandbildhaften
skulptur »klostermauer im licht«, an der
ehemaligen verbindungspforte zum kreuzgang, in deren
kontext sich ein spiel der räumlich-formalen und
geistigen doppelbödigkeit, ja perspektivischen
paradoxie ereignet. es stellen sich farbige bezüge
her zum davor und dahinter, zum sichtbaren und nur
vorstellbaren, zum werden und vergehen, zur geschichte
und unserem hic et nunc. das bildmaterial verbindet
uns mit dem hinter der mauer liegenden quadratischen
platz inmitten des kreuzwegs. kirchturm und sterne,
mauern und gitter, das alles lässt sich im bild
erkennen symbole der begrenztheit und eine fast kosmische
freiheit. die klassische plinthe wird in der skulptur »namikawa
hotel« mit ihrem radikalen perspektivenwechsel
durch einen graziösen sockel ersetzt. das orange
von licht und farbe dieses werkes lässt verschiedene
bezüge erahnen. so findet sich diese farbe in
japan sowohl beim rostschutzanstrich der erdbebensicheren
stahlkonstruktionen als auch in der architektur der
shintoschreine wieder. die skulptur entzieht sich in
ihrer leichtigkeit der irdischen schwere, ihre farbe
widerstrebt der vergänglichkeit. leichtigkeit
und fragilität,uralte symbole auch unserer vergänglichkeit,
steigern sich in der wandskulptur » verbaute
lichtquelle« . in kontrapunktisch kühler
farbigkeit öffnet sie uns ein fenster zu unserer
transzendenz. hier wird besonders gut sichtbar, dass
glas für lukas derow einen aggregatzustand zwischen
materie und geistigem raum verkörpert. es ist
der spiegel, der nicht nur das davor wiedergibt, sondern
auch unerwartete einblicke ermöglicht. die skulpturen
stehen wie inseln im raum des münsters oder sind
in die architektur integriert. sie stellen korrespondenzen
untereinander und zum kirchenraum her. sie suchen auch
den dialog mit dem betrachter, und an ihm ist es, ob
er das geistige abenteuer dieser kunst besteht.
otto rothfuss
verbaute lichtquelle II, 1996, 170 x 220 x 95 cm
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lukas derow
1957 geb. in homburg (saar)
1977/80 staat. glasfachschule rheinbach
1982/85 studium an der gesamthochschule kassel, fachbereich
freie kunst
1985/88 städelsche kunstakademie, frankfurt a. m.,
freie malerei, bei johannes schreiter und prof. per kirkeby
seit 1992 lebt und arbeitet er in stuttgart
einzelausstellungen
1991 documenta archiv, kassel
1992 kunsthaus am museum, carola van harn, köln
1993 freiburg stipendium götz + moriz
1996 » kunstraum-akademie« der diözese rottenburg-stuttgart
1997 glas- licht - raum münster st. paul, esslingen
gruppenausstellungen auszeichnungen
1987 ebeltoft, glas museum, »young glass '87«,
the kugler color price
1988 sapporo, hokkaido museum of modern art »world
glass now '88«
1989 frankfurt am main, jahrhunderthalle höchst,
prof. »objekt glas« lausanne, musée
des art décoratifs, expressions en verre ii
1990/91 frankfurt am main, museum für kunsthandwerk, »zeitgenössisches
deutsches kunsthandwerk«, 5. triennale
1991 freiburg i. br., e-werk, hallen für kunst »kunst
im e-werk« derix glasstudios, taunusstein, »kunst
aus glas in der architektur«
1992 deutscher kunstpreis der volks- und raiffeisenbanken
1993 kunstkreis hofgeismar, sonderausstellung innenräume
1994 sapporo, hokkaido museum of modern art »world
glass now '94«
1995 langen, museum für zeitgenössische glasmalerei »fazit
'95«
1996 oberolm »cl iii storage area ge 52 e oberolmerwald«
1996 ebeltoft, glas museum, x - the first ten years
namikawa hotel, 1995, 259 x 118 x 96
cm
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